Übungsleiter oder Ausbilder im DCLH werden
Welche Voraussetzungen sind notwendig und erforderlich?
In einer 4-teiligen Beitragsserie möchten wir euch die Arbeit, die Aufgaben und die Grundlagen für eine Tätigkeit als Übungsleiter oder Ausbilder im DCLH vorstellen, um so gegebenenfalls euer Interesse an dieser vielfältigen und spannenden Tätigkeit zu wecken.
Teil 1 – Kommunikation und Rhetorik
Die Aufgabe eines Übungsleiters ist es nicht nur Hunde auszubilden, sondern in erster Linie den Hundeführer dazu zu befähigen, mit seinem Hund erfolgreich zu trainieren. Daher sollte großes Augenmerk auf die Fähigkeit Wissen zu vermitteln und Menschen zu einem Ziel zu führen, gelegt werden. Es ist dafür wichtig Bedürfnisse zu erfragen und auf Wünsche einzugehen. Dies erfordert gute Kenntnisse und Fähigkeiten in Kommunikation und Rhetorik. Auch Toleranz und Einfühlungsvermögen sind unumgänglich, um den Menschen das Gefühl zu geben, hier bin ich richtig, um gemeinsam mit meinem Hund etwas zu lernen.
Das Einführungsgespräch bildet eine wichtige Grundlage für die Planung des Trainings, um die gewünschten Ziele zu erreichen. Unsere Vierbeiner werden immer mehr als Familienmitglied gesehen, deshalb sollte immer die ganze Familie beim Einführungsgespräch mit einbezogen werden, um ihnen zu signalisieren, dass alle beim Training willkommen sind.
Wie kann man ausbilden und mit welchen Methoden und Mitteln wird ein bestimmtes Ziel erreicht?
Diese Frage bezieht sich auf die Ausbildungsmethodik. Wissen über psychologische Hintergründe und Kenntnisse über tierschutzgerechte Ausbildungsmethoden sind für den Übungsleiter wichtig. Seine Philosophie und seine Werte sind die Leitlinien für das Verhalten, die angewandten Lernmethoden und Trainingstechniken in der Trainingsgruppe. Jeder Mensch setzt seinen Verstand ein, um seine Bedürfnisse und Motivationen zu kontrollieren und so ein Zusammenleben zu ermöglichen. Als Übungsleiter ist es unsere Aufgabe auf die Gefühle und die wesentlichen emotionalen Motive der Übungsteilnehmer einzugehen und diese zu beachten. Es ist also wichtig diese primären Motive zu kennen, die in uns allen stecken.
Dazu gehören:
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Streben nach Sicherheit Unseren Übungsteilnehmern Sicherheit zu vermitteln, ist von entscheidender Bedeutung. Unsicherheit kann zu Überforderung oder Angst führen und sich in Verhaltensweisen wie Aggression, Flucht, “Aussteigen” oder Ablenkung äußern. Ein guter Übungsleiter wendet das Verstärkungsprinzip an, indem er bei jeder Beurteilung zuerst das Positive erwähnt.
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Bequemlichkeit und Gewohnheit Gewohnheiten zu durchbrechen, ist auch für uns Menschen eine Herausforderung. Im alltäglichen Leben gibt es viele Beispiele dafür. Wenn wir im Training eine Gewohnheit ändern möchten, müssen wir die Bereitschaft der Übungsteilnehmer wecken. Dazu ist es unumgänglich, den Grund für die Veränderung klar zu erklären und mit Geduld und Vertrauen den Weg zur Umstellung zu ebnen.
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Streben nach Erfolg und Vorteil Jeder Mensch strebt nach Erfolg. Als Übungsleiter können wir de Teilnehmern helfen, während des Trainings erfolgreich zu sein. Dabei sollten wir frei von Vorurteilen sein und uns auf den zu beurteilenden Sachverhalt konzentrieren, nicht auf die Person.
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Streben nach Anerkennung / Akzeptanz und Wertschätzung Lernerfolge stellen sich ein, wenn sich die Teilnehmer beim Training wohlfühlen und geschätzt werden. Ein positives Feedback ist nicht nur für die Vierbeiner wichtig.
Gut ausbilden bedeutet:
Den Übungsteilnehmer unter Berücksichtigung des uns bekannten psychologischen Hintergrundes zum Lernerfolg zu führen.
Missverständnisse in der Kommunikation können vermieden werden, wenn der Ausbilder sich in den Lernenden hineinversetzt und ihn reflektiert. Fragen wie “Habe ich dich richtig verstanden?” oder “Erkläre mir bitte dein Handeln in dieser Situation” helfen dabei, Missverständnisse zu vermeiden und auszuräumen. -
Das psychologische Problem bei Hundeführern
Nie sollte man ausschließen, dass es auch Hundeführer gibt, die mit fragwürdiger Motivation (Ungeduld, Aggression oder falschem Ehrgeiz) ins Training kommen. Der Übungsleiter muss in solchen Fällen immer das Wohl des Hundes und dessen Umfeld im Auge behalten.
Grundlagen der Wissensvermittlung
Jeder, der sich bereit erklärt, als Übungsleiter im DCLH tätig zu werden, sollte wissen, dass diese Tätigkeit stark mit dem Lehren verbunden ist. Lehren bedeutet, eine Strategie zu entwickeln, die das Lernen ermöglicht.
Dabei sollten folgende pädagogische Grundregeln beachtet werden:
- Vom Bekannten zum Unbekannten
- Vom Leichten zum Schweren
- Vom Einfachen zum Zusammengesetzten
- Vom Einzelfall zur Regel
- Vom Regelfall zur Ausnahme
Als Übungsleiter ist es wichtig zu wissen, dass der Lernerfolg jedes einzelnen Teilnehmers vor allem von drei Faktoren abhängt:
- Dem Wissensstand des Lernenden (und seiner Lernfähigkeit)
- Der Methode, nach der gelernt wird
- Der Motivation, die zum Lernen veranlasst
Gerade die Motivation des Lernenden ist dabei der entscheidende Faktor. Es ist wichtig, die Übungsstunde so zu gestalten, dass beim Teilnehmer positive Gefühle entstehen. Wenn das Lernen mit unangenehmen Gefühlen aufgrund eines unangenehmen Umfelds verbunden ist, wird das Lernergebnis letztlich gering ausfallen.
Das menschliche Gedächtnis:
Ausbildung ist immer darauf gerichtet, dass der Lernende einen Nutzen daraus zieht und das Gelernte auch behält. Der vermittelte Lehrstoff muss dafür verstanden werden und im Langzeitgedächtnis abgelegt werden. Dies gelingt nur, wenn das Gelernte immer die gleiche Route im Gehirn durchläuft: Ultrakurzzeitgedächtnis - Kurzzeitgedächtnis - Langzeitgedächtnis. Einen anderen Einstieg ins Gedächtnis gibt es nicht.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich die Notwendigkeit für den Übungsleiter, ein und dieselbe Information in einer Übungsstunde mehrmals zu wiederholen. Der Übergang einer Information ins Langzeitgedächtnis wird erleichtert und beschleunigt, wenn in der Übungsstunde möglichst nur positive Sekundärinformationen vermittelt werden. Eine klare Konzeption muss für jeden zu vermittelnden Inhalt klar ersichtlich sein, und Zusammenhänge sowie Querverbindungen müssen erkennbar sein.
Der Lehrstoff sollte gut gegliedert sein und erkennbare Gesetzmäßigkeiten enthalten, um weniger vergessen zu werden. Aktives Lernen (eigenes Tun) sollte für jeden Ausbilder an erster Stelle im Training stehen, da der Mensch weniger Informationen nur durch Hören und Sehen aufnimmt. Unsere Ausbildertätigkeit hat immer das Ziel, eine dauernde Verhaltensänderung beim Lernenden auf ganz bestimmten Sektoren zu erreichen.
Die wichtigsten Faktoren des Anforderungsprofils eines guten Ausbilders sind:
- Souveräne Persönlichkeit
- Umfangreiches Fachwissen
- Psychologisches Einfühlungsvermögen
- Enthusiasmus und die Fähigkeit, Menschen zu begeistern
Die Ausbildung kann nur dann erfolgreich sein, wenn der Übungsleiter allgemein folgende Voraussetzungen schafft:
- Der Hundeführer muss seinen Übungsleiter bei der Ausbildung verstehen.
- Der Hundeführer muss die Ausbildung für richtig und zweckmäßig halten und sich zu Eigen machen.
Kommunikation zwischen Ausbilder und Teilnehmer
Eine erfolgreiche Kommunikation zwischen Ausbilder und Teilnehmer ist eine weitere Voraussetzung für ein erfolgreiches Training. Unter dem Begriff “Kommunikation” versteht man den Austausch oder die Übertragung von Informationen. Dies geschieht auf verschiedene Arten, einschließlich verbaler und nonverbaler Kommunikation sowie schriftlicher Kommunikation. Sprache ist dabei ein Kommunikationsmittel, aber nicht die Kommunikation selbst. Tatsächlich findet der überwiegende Teil der menschlichen Kommunikation nonverbal statt.
Der Erfolg der Kommunikation hängt wesentlich von der Art der Gesprächsführung ab. Das kommunikative Verhalten des Ausbilders legt die Grundlage für positive Ergebnisse, die die Teilnehmer stärken und erfreuen können, oder aber auch zu Einschränkungen und Belastungen führen, die letztendlich das Scheitern der Ausbildung zur Folge haben können.
Mit diesem Wissen sollte jeder Übungsleiter bestrebt sein, die Übungsstunden so zu gestalten, dass Lerninhalte gut gegliedert und klar verständlich präsentiert werden – auch für Neulinge. Ein freudbetontes Lernen sollte für alle möglich sein.
Konflikte entstehen, wenn die Kommunikation scheitert. In solchen Situationen fühlen sich Sprechende und Zuhörende unwohl oder sogar vom anderen angegriffen. Es entsteht der Eindruck, dass das Gesagte nicht oder falsch verstanden wird. Oft werden die momentane Befindlichkeit des Gegenübers und seine Antwort nicht ausreichend wahrgenommen.
Gute, zielführende Gespräche zu führen, kann jeder Ausbilder lernen! Eine persönlich aufgeschlossene Haltung gegenüber Mitmenschen und die Einhaltung einiger Kommunikationsregeln bilden die Grundlagen für erfolgreiche Kommunikation.
Kommunikationsmodelle: Eine Übersicht
Es gibt verschiedene Kommunikationsmodelle, die dazu dienen, den Prozess der zwischenmenschlichen Kommunikation zu verstehen und zu beschreiben. Jedes Modell berücksichtigt unterschiedliche Aspekte und Faktoren. Hier sind einige Beispiele:
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Sender-Empfänger-Modell (Shannon und Weaver): Dieses einfache Modell besagt, dass es bei der Kommunikation immer einen Sender und einen Empfänger gibt. Der Sender codiert seine Botschaft in ein Signal (z. B. Sprache), das der Empfänger decodiert.
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4-Ohren-Modell (Schulz von Thun): Schulz von Thun entwickelte dieses Modell, das verdeutlicht, wie eine Botschaft auf vier Ebenen verstanden werden kann: Sachinhalt, Selbstoffenbarung, Beziehung und Appell.
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Eisbergmodell (Sigmund Freud): Das Eisbergmodell vergleicht die Kommunikation mit einem Eisberg. Die sichtbare Spitze repräsentiert die bewussten Äußerungen, während der größte Teil des Eisbergs, der unter Wasser liegt, die unbewussten Aspekte darstellt.
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Transaktionsanalyse (Eric Berne): Die Transaktionsanalyse untersucht die verschiedenen Ebenen der Kommunikation und die Rollen, die Menschen in Interaktionen einnehmen.
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5 Axiome der Kommunikation (Paul Watzlawick): Watzlawick formulierte fünf Grundsätze, die die Kommunikation beeinflussen, z. B. “Man kann nicht nicht kommunizieren.”
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IAS Kommunikations Balance Modell (Dr. Christel Frey): Dieses Modell betont die Bedeutung einer ausgewogenen Kommunikation zwischen den Beteiligten.
Eine erfolgreiche Kommunikation ist fundamental für den Erfolg, insbesondere in Lernprozessen. Eine Übungseinheit sollte stets positiv enden, um die Motivation für kommende Aufgaben aufrechtzuerhalten.
Hauptausbildungswart: Rita Mühle Landesgruppe Sachsen
Quelle: Ausbilderleitfaden für Ausbilder, Übungsleiter und Trainer dhv